Der Darm ein Komposthaufen. Warum?

Der Mensch ist ein Allesfresser. Theoretisch kann er aus jeder Nahrung seine Lebensenergie produzieren. Vorausgesetzt, er kann diese Nahrung verdauen, also die gegessenen Nährstoffe resorbieren. Wenn dies aus irgendeinem Grund nicht der Fall ist, leidet als erster der Darm darunter. Wichtigster Grundsatz ist demnach:

„Iss alles, aber nur das, was du verträgst.“

Genau darin besteht aber auch schon das Problem. Wir haben genügend Nahrungsmittel zur Verfügung und essen sie daher auch wild durcheinander. So besteht zwar viel Abwechslung, aber es wird sehr schwierig wahrzunehmen, was uns gut tut und was nicht.

Gleichzeitig kennen wir ganz viele Hinweise, die wir befolgen sollen.

„Salat ist gesund“, „5 mal Obst am Tag stärkt unsere Abwehr“, „Ballaststoffe brauchen wir, deshalb esst Vollkorn“, „Milch schützt vor Osteoporose“ usw.

Wir merken vielleicht, dass wir nach dem Verzehr von Salat unter Blähungen leiden, sind aber überzeugt, dass wir Salat essen müssen, weil da viele Vitamine drin sind.

Wirkungsmechanismen im Darm

Der Mensch lebt nicht von dem, was auf dem Teller liegt. Er ernährt sich vielmehr von den Stoffen, die unser Zottensystem aus dem Nahrungsbrei herauszieht. Und es ist von entscheidender Bedeutung, ob es sich um eine gut verdaute, in die Grundbausteine zerlegte Nahrung handelt, oder um ein jauchiges, von Gärungs- und Fäulnisgiften durchsetztes Substrat. Bei vielen Krankheiten spielt diese „Fehlernährung“, diese „Vergiftung  vom Darm“ eine wesentliche und ursächliche Rolle.

Die Vergiftung vom Darm

Bei vielen Menschen bleibt ein Teil der zugeführten Nahrung unverdaut, d.h. ein Teil wird nicht ordnungsgemäss von den Darmsäften aufgeschlossen und ins Blut aufgenommen. Das kann folgende Ursachen haben:

  • Bestimmte Nahrungsmittel sind schwer verdaulich (rohe Körner, grobes Vollkornbrot, Salate, Nüsse, Fett-Gebratenes u.a.). Die Zubereitung ist dabei ein wesentlicher Faktor. Kohlarten beispielsweise müssen immer durchgekocht werden und dürfen nicht mehr knackig sein.
  • Häufig wird das Essen in zu grosser Hast hinuntergeschlungen, es wird nicht richtig gekaut und eingespeichelt.
  • In der Regel wird den Verdauungsorganen mit grossen Einzelmahlzeiten zu viel und zu vielerlei aufgezwungen.
  • Die Verdauungsorgane sind oft schon so leistungsschwach, dass sie sogar mit einer leichten Kost nicht zurechtkommen. Hier muss mit einer schonenden Ernährung und durch Unterstützung - z.B. APM Radloff - des geschwächten Organsystems eine Stärkung desselben erreicht werden.

Was von Magen und Darm nicht verdaut werden kann, wird durch Bakterien zersetzt. Eiweisshaltige Nahrungsmittel faulen (Fleisch, Fisch, Eier, Käse). Kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel gären (Körner, Brot, Rohsalate, Obst). Es entstehen giftige und stark riechende Zersetzungsstoffe in Form von Fuselalkoholen wie Methanol. An der Bildung von Darmgasen, und am üblen Geruch des Stuhles erkennt man das Ausmass dieser Zersetzungsvorgänge.

(Einschub: Das Methanol, das bei der Gärung in unserem Darm entsteht, wird übrigens aufgenommen. Die Suchtwirkung ist höher als bei „normalem“ Alkohol und muss von der Leber abgebaut werden.)

Diese Zersetzungsgifte werden in die Darmschleimhaut aufgenommen. Sie schädigen hier die Darmdrüsen, die Darmmuskeln, die Darmnerven und das in der Darmschleimhaut liegende Immunsystem. Zunächst gerät der Darm in einen Reizzustand. Dieser Reizzustand äussert sich in einer Neigung zu breiigen und schmierigen Entleerungen – bei Kindern und Jugendlichen oft sehr ausgeprägt. Früher oder später stellt sich dann aber ein Erschöpfungszustand des Darmes ein, mit unzureichender  Darmsaftbildung und mit hartnäckiger Darmträgheit.

Die von der Darmschleimhaut aufgenommenen Gärungs- und Fäulnisgifte strömen weiter ins Blut, in die Leber, in den ganzen Körper, zu jeder Zelle. Sie sind für viele Erkrankungen, auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien mitverantwortlich zu machen. Nur zum Teil werden sie von der Leber entgiftet und dann über die Nieren ausgeschieden.

Je schneller der faulende und gärende Darminhalt entleert wird, desto weniger wird von diesen giftigen Zersetzungsstoffen ins Blut aufgenommen. Bei Darmträgheit, bei Verstopfung, leidet man daher besonders stark unter dieser „Vergiftung vom Darm“.

Der gesunde Stuhlgang

Bei gesunden Verdauungsorganen und bei gesundem Stoffwechsel entleert sich der Darm spontan- ohne medikamentöse Hilfe. Die Reste der aufgenommenen Nahrung werden nach längstens 48 Stunden wieder ausgeschieden. Der Stuhl ist geformt, er beschmiert nicht den Darmausgang. Das Toilettenpapier ist nicht beschmutzt. Jeder üble Geruch fehlt. Der Stuhl ist nahezu geruchlos. Besteht eine Verstopfung (Entleerung der Nahrungsreste nach mehr als 48 Stunden oder zu seltene Entleerung), so kann der Stuhl auch geruchlos sein – aber deshalb, weil die Zersetzungsstoffe während der langen Verweilzeit in die Darmschleimhaut und dann ins Blut aufgenommen worden sind.

Häufigste Ursachengruppen

Solange keine Beschwerden bestehen, die sich im Zeitraum von max. 1 Stunde nach der Nahrungsaufnahme verschlechtern, kann und soll alles was schmeckt und wohltut gegessen werden.

Beschwerden reichen von Blähungen, spontanem Durchfall, Darmschmerzen, Rückenschmerzen aber auch Gelenks-, Muskel-, Nacken- oder Kopfschmerzen bis zu Migräneanfällen. Wenn aber irgendwelche Symptome dieser Art auftreten ist es sehr wahrscheinlich, dass die Ursache in einer Nahrungsmittelunverträglichkeit liegt. Die Therapeuten sollten spätestens dann auf die Problematik folgender Nahrungsmittelgruppen hinweisen:

1. Rohkost

Viele Menschen vertragen ungekochtes Gemüse oder Salat sehr schlecht bis gar nicht. Trotzdem essen sie zu jedem Essen Salat, oder lieben ungekochtes Gemüse.

Das Argument, Salat sei wichtig, weil darin so viele Vitamine und Spurenelemente enthalten sind, überzeugt aus folgendem Grund nicht:

Vor etwa 500.000 Jahren entdeckte der Mensch das Feuer und nutzte es zum Garen seiner Nahrung. Durch Braten und Kochen konnte die Menge der direkt verwertbaren Energie vergrössert werden. Verdauungsaufgaben wurden aus dem Inneren des Körpers nach aussen verlegt. Der Dünndarm macht beim heutigen Menschen 50% des gesamten Verdauungstraktes aus, gegenüber dem Menschenaffen, wo er gerade mal 20% ausmacht. Damit kann der Mensch schnell grosse Mengen an Nährstoffe aufnehmen, die durch Kochen aufgeschlüsselt wurden. Diese Energie benötigt er um sein Gehirn zu versorgen  (25% des Ruheumsatzes). Dies wird als wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung des Gehirns des Homo Sapiens gewertet.

Für die Verdauung der nicht aufgeschlüsselten Nahrung sind bei den meisten Pflanzenfressern das Caecum (Blinddarm) und das Colon (Dickdarm) auf deren Fermentation ausgelegt. Doch beim Menschen fehlt ein geeigneter Blinddarm und der Dickdarm ist als Gärkammer eher ungeeignet. Während unser Dünndarm gut die Hälfte des gesamten Verdauungstraktes vereinnahmt, macht der Dickdarm weniger als ein Fünftel aus. Bei den Menschenaffen sind die Verhältnisse nahezu umgekehrt. Vitamine und Spurenelemente mögen im rohen Gemüse oder Salat zwar enthalten sein, durch das fehlende Caecum und das ungeeignete Colon , kann dieser meist nicht genügend fermentiert und damit resorbiert werden. Als Folge davon entstehen Gase und aufgedunsene Bäuche. Es entstehen Fuselalkohole wie Methanalkohol.

2. Vollkornprodukte

Die in der Schale des Kornes enthaltenen Alkaloide verhindern die Vorverdauung der Glukose im Magen . Im Dünndarm kann diese nicht vollständig resorbiert werden. Die nicht verdauten Zucker gären im Darm und bilden die bekannten Fuselalkohole. Auch Darmmykosen wie Candida Albicans werden durch den Zucker im Darm hervorragend genährt und können sich vermehren. Die Mykose wandert Richtung Zökalklappe was zum Overgrowth Syndrom führen kann.

3. Nahrungsmittelzusatzstoffe

Geschmacksverstärker wie Glutamat (E621 oder Aroma, Würze, Trockenmilch-Erzeugnis Hefeextrakt…) sind bei einigen kritischen Konsumenten als Auslöser des China-Restaurant-Syndroms bekannt. Symptome wie Übelkeit und Schweissausbrüche, Beklemmen in der Brust, Nacken und Kopfschmerzen bis hin zu Asthmaanfällen sind nach Verzehr von Glutamat angereicherten Speisen zu beobachten. Im rasanten Anstieg von Tiefkühlprodukten, Fertigsaucen und Fertiggerichten, aber auch Functional-Food-Angeboten liegt für uns Therapeuten eine grosse Herausforderung. Herauszufinden welcher Stoff denn für die Beschwerden verantwortlich ist, gleicht oftmals der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

4. Milchprodukte

Milcheiweiss- und Lactoseunverträglichkeiten sind ein weit verbreitetes Phänomen. Die Problematik des vollständigen Verzichtes auf Milchprodukte besteht vor allem bei einer Lactoseunverträglichkeit: Unter dem Begriff „Milchprodukte“ wird Milch in allen Varianten, wie z.B. Joghurt und Käse verstanden. Weitgehend unbekannt ist dagegen, dass einige Lebensmittelzusätze, wie beispielsweise Emulgatoren ebenfalls aus den Bestandteilen der Milch hergestellt werden.

Bei einer bestehenden Lactoseintoleranz ist auch an eine, in 80% der Fälle gleichzeitig auftretende Fructosemalabsorption zu denken.

Test: Am Morgen nüchtern ein Glas Apfelsaft trinken. Tritt innerhalb einer halben Stunde ein spontaner Durchfall auf, ist eine Fructosemalabsorption sehr wahrscheinlich.

Die „Reiskur“

Sie ist unter APM-Therapeuten hinlänglich bekannt und trotzdem sei sie hier noch einmal erwähnt.

Vier Tage lang soll der Klient sich ausschliesslich von weissem, leicht gesalzenem Reis ernähren. Am besten eignet sich dazu Basmati- oder Parfumereis.

Den Reis normal kochen oder wenn der Klient eher zu Verstopfung neigt im Verhältnis Wasser : Reis 3: 1oder auch als Suppe zubereiten. Salzen mit nicht jodiertem Salz und auf keinen Fall mit Bouillon. Dazu viel und regelmässig trinken am besten stilles Wasser oder verschiedene Tees.

Reis enthält nur wenige Kohlenhydrate, denn aus 100 Gramm Trockenreis entstehen nach dem Kochen etwa 300 Gramm fertige Nahrung. Er vermindert deutlich und relativ schnell Reizzustände des Verdauungssystems. Darüber hinaus entwässert und entgiftet er den Körper.

Fast alle Symptome, die aus dem Darm stammen, werden dadurch zunächst ausgeschaltet. Hexenschüsse, Schmerzen der Hüft- und Kniegelenke, Kopfschmerzen die die Folge von Störungen des Darms sind, vermindern sich so deutlich. Sollte dies nicht der Fall sein, muss nach einer anderen Ursache für die Beschwerden gesucht werden. Als Sonderfall sollte an das möglicherweise Vorliegen einer parasitären Erkrankung gedacht werden.

Dazu kommt noch ein weiterer Vorteil der Reiskur. Der Darm wird in einen Zustand versetzt, der mit dem vor der „ersten Zigarette“ vergleichbar ist. Alle Lebensmittel für die der Klient unverträglich ist, werden nun vom Körper in nur wenigen Minuten nach ihrer Zufuhr deutlich reklamiert. Deshalb sollte keinesfalls der Fehler begangen werden, gleich im Anschluss an eine Reiskur eine komplette Mahlzeit mit vielen Nahrungsmitteln zugleich einzunehmen.

Vielmehr sollte ein Lebensmittel nach dem anderen im Abstand von mindestens 20 Minuten konsumiert werden. Die für den Körper unverträglichen Nahrungsmittel entwickeln in dieser kurzen Zeitspanne eine Symptomatik, die eben zuvor nicht vorhanden war. So können die unverträglichen Nahrungsmittel erkannt und zukünftig vermieden werden.

Wichtig: Gewöhnen Sie den Klienten an den Gedanken, dass sein Körper stets sofort reagiert und dass es keine Zufälle gibt.

Die Warnlämpchen des Körpers funktionieren. Wir müssen sie nur sehen und dann richtig interpretieren können. Die Interpretation ist Sache des Therapeuten. Das Sehen bzw. Wahrnehmen ist hingegen zum grossen Teil Sache des Klienten.

Peter Jeker

 

Quellen:

Klaus Radloff: Die chinesische Medizin kennt keine orthopädischen Krankheiten

Udo Pollmer: Prost Mahlzeit

Udo Pollmer, Susanne Warmuth: Pillen, Pulver, Powerstoffe

Udo Pollmer, Monika Niehaus: Food-Design Panschen erlaubt

Prof. Dr. med. Karl Pirlet: Richtlinien zur Ernährungsweise bei Verdauungs- und Stoffwechselstörung