Parasitäre Belastung

Über Dickdarmreizungen und deren Folgen am Bewegungsapparat, wie u. a. Lumbalgien und Coxarthrosen ist an dieser Stelle schon mehrfach berichtet worden. Ernährungsfehler, wie eine Milcheiweiss- oder Milchzuckerunverträglichkeit, der Intoleranz von Salaten und Rohkost, sowie Ballast- und Lebensmittelzusatzstoffe werden dafür verantwortlich gemacht. Gelegentlich trifft man aber auf Patienten bei denen diese Ursachen offensichtlich nicht beteiligt sein können. So hört man teilweise dass alle die o.g. Dinge nicht verzehrt werden und somit nicht ursächlich für die Beschwerden sein können. Eine tropenfachärztliche Untersuchung bringt dann gelegentlich Klärung, weil Darmparasiten nachgewiesen werden. Für einen grossen Teil der Patienten bieten sich diese Untersuchungen jedoch nicht an, da sie sich niemals in den Tropen aufgehalten haben. Dennoch können auch in solchen Fällen einheimische Parasiten für die Erscheinungen verantwortlich sein.

Die Krankengeschichte

Das Steifigkeitgefühl in der Lendenwirbelsäule bestand bereits seit annähernd 10 Jahren. Vor ca. 5 Jahren traten zusätzliche Schmerzen im rechten Hüftgelenk auf, die über die Aussenseite des Beines bis zum äusseren Knöchel ausstrahlten und allen ESB/APM – inkl. der Becken- und Wirbelsäulenbehandlung - Behandlungsversuchen trotzten. Die Beschwerden liessen sich für kurze Zeit vermindern um sich dann spätestens nach einem halben Tag in ursprünglicher Intensität wieder aufzubauen. Neben dieser als Hauptsache angesehenen Symptomatik kam es in letzter Zeit mehrfach zu einer fieberhaften Bronchitis und auch zu Erbrechen, das seltsamerweise ohne Übelkeit bestand.

Die letztgenannten Symptome wurden verständlicherweise nicht im Zusammenhang mit den Rücken-, Hüft- und Beinbeschwerden gesehen. Als mit dem Stuhl ein etwa 20 cm langer Wurm abging ergab die darauffolgende Stuhluntersuchung einen Befall von Ascaris lumbricoides.

Der Spulwurm des Menschen, Ascaris lumbricoides, parasitiert im Dünndarm des Menschen. Er fällt wird bis zu 40 cm lang und ist überall verbreitet. Der Spulwurmbefall führt zu einer sog. Ascaridiasis, die unter Umständen zu schwerwiegenden Beschwerden führen kann. 

Entwicklungszyklus

Die Entwicklung von Ascaris lumbricoides  findet ausschließlich im Menschen statt. Für die einzelnen Entwicklungsstadien sucht der Parasit nacheinander folgende Wirtsorgane auf: Dünndarm - Leber - Herz- Lunge - Luftröhre - Kehlkopf - Speiseröhre - Dünndarm

Beschwerden bei einer Ascaridiasis

Der Befall der Lunge mit Spulwurmlarven macht sich als Bronchitis oder Lungenentzündung (Pneumonie) bemerkbar.

Übertragung und Verbreitung der Ascaridiasis

Gemüse und Salate, gedüngt mit menschlichen Fäkalien, die befruchtete Eier enthalten, sind die Hauptquelle für die Übertragung und Ausbreitung der Ascaridiasis. Werden so verunreinigte Gemüse und Salate roh gegessen, kann die Aufnahme von anhaftenden, befruchteten Ascariseiern zu einem Befall führen.

Als weitere wichtige Infektionsquelle werden Katzen und Hunde angesehen. Tierärzte fanden je Gramm Hundefell bis 180 Spulwurmeier und formulierten dass das einmalige Streicheln eines solchen Tieres für eine menschliche Infektion ausreichend sei. Im Umfeld des Patienten befand sich eine Katze mit „seltsamen“ Hustenanfällen.

Im speziellen Fall brachte eine dreitägige Wurmkur mit speziellem Medikament den weitgehenden Abbau aller Beschwerden und eine spontane Erweiterung der Bewegungen im Hüftgelenk. Die „Kur“ wurde bisher 3mal wiederholt, da sich Larven in der Lunge gebildet hatten, die durch Verschlucken zu einem erneuten Darmbefall führen würden.

Verbleibt nur noch die Diskrepanz zwischen dem Dünndarmbefall durch die Ascarien und der Dickdarmsymptomatik zu klären. Nach dem Befund des Ultraschalls befanden sich die umfangsreichsten Gewebsveränderungen durch die Würmer im Bereich vom Übergang zwischen dem Ende des Dünndarms zum Dickdarm gefunden. Das erklärt dann auch die (vorübergehende) Wirkung des Alarmpunktes Dünndarm und dem des Dickdarms auf das Beschwerdebild. Dadurch bestätigt sich die Annahme, dass die Zustimmungs- und Alarmpunkte des Dünndarms mit den unteren Anteilen des Dünndarms zusammenhängen. Die oberen Teile dieses Organs werden von den Organen des Oberbauches „mitbedient“.

Autor: Klaus Radloff