Behandlungsbericht: Entzündlicher Knick-, Spreiz -und Senkfuss

Der 58 jährige Patient litt seit mehreren Monaten unter erheblichen Schmerzen in seinem linken Fuß. Die ärztliche Diagnose lautete "entzündlicher Knick-, Spreiz -und Senkfuss", der sich selbst mit starken Schmerzmitteln und Entzündungshemmern absolut nicht beeinflussen ließ. Deshalb wurde als nächstes eine Thrombose und später eine arterielle Durchblutungsstörung in diesem Gebiet angenommen und nach eingehenden Untersuchungen ausgeschlossen. Wegen der bisher ergebnislosen Therapie wollte sich der Patient mit der ESB/APM/ORK behandeln lassen.

Bei der Inspektion seiner Füsse bekam ich die extremsten Fussfehlformen meiner beruflichen Laufbahn zu Gesicht und da ich aus vielen anderen Fällen gelernt hatte, dass die Ursache von Beschwerden nur selten identisch mit dem Beschwerdeort ist und die zuvor konsumierten Medikamente keinerlei Wirkung zeigten, musste eine andere Behandlungshypothese erstellt werden. Erste Vermutung war, dass es sich um die Ausstrahlung eines lumbalen Bandscheibenvorfalls handeln könnte. Dagegen sprach jedoch, dass durch Behandlung der Beckengelenke und der Wirbelsäule, die kaum aufwändig war, der Schmerz ebenfalls nicht beeinflusst werden konnte.

Da es sich um linksseitige Beschwerden handelte und die nervliche Innervation des Fusses aus dem Bereich des Kreuzbeins erfolgt, kam mir der Gedanke nach gleichzeitig bestehenden rektalen Symptomen zu fragen. Ich erhielt die Information, dass hochgradige hämorrhoidale Beschwerden vorliegen würden. Weiter wurde von einer Obstipation berichtet, in deren Folge es zu Stuhlentleerungen nur etwa ein Mal pro Woche kommen würde. Der Stuhl sei sehr hart und die Hämorrhoiden würden danach noch mehr schmerzen und bluten.

Das Kreuzbein wird von der Bindegewebsmassage und ebenso bei der ESB/APM/ORK als „Blasenzone“ bezeichnet. Eine Namensgebung, die in sofern nicht komplett ist, da damit nicht die Zusammenhänge zu den Unterleibsorganen und auf der linken Seite auch zum Enddarm ausgedrückt werden. Das Auspumpen mit dem Alkohol-Wassergemisch am Kreuzbein brachte die erste spontane Linderung seit Wochen.. Nach dieser Behandlung war der Schmerz im Fuss abgeklungen und es bestand lediglich noch eine Missempfindung in Form von Kribbeln im Fuss. Auch die hämorrhoidalen Beschwerden liessen sich durch das Auspumpen des Kreuzbeins und mit Eis deutlich vermindern. Der Patient erhielt deshalb die Anweisung als „Hausaufgabe“ diese Stellen ebenfalls mit Eis zu kühlen und mit Einläufen den Stuhlgang zu „regulieren“.

Beim Versuch ein Gerät für die Einläufe in einer Apotheke zu kaufen, wurde mein Patient von dem freundlichen Apotheker belehrt, dass Einläufe unzeitgemäss seien und er verkaufte ihm stattdessen ein starkwirkendes Abführmittel. Der von diesem Mittel gesetzte Reiz hatte die sofortige Zunahme der Beschwerden zur Folge, die erst nach mehreren Tagen wieder auf ein erträgliches Mass vermindert werden konnten. Inzwischen ist der Patient, nach drei Wochen Behandlung beschwerdefrei und sein Stuhlgang beginnt sich nun ebenfalls zu normalisieren.

Die ärztliche Sicht der Dinge

Um es vorwegzunehmen, die ärztliche Sicht bestand in diesem Fall wieder einmal im „Dawos“-Denken. Da wo’s wehtut, muss die Ursache sein. Der Patient beklagt sich über Schmerzen, also wird ihm ein Schmerzmittel gegeben. Dass ein derartiges Medikament nicht heilt, sondern lediglich den von einer anderen Struktur ausgelösten Alarm abschaltet, wird nicht bedacht. Einem Automechaniker, der z. B. das bei zu grosser Motorwärme aufleuchtende Alarmlämpchen, herausschraubt und behauptet damit das Problem gelöst zu haben, würde man wohl kaum sein Auto zum zweiten Mal zur Reparatur anvertrauen. Sofern es jedoch einem Arzt gelingt mit Schmerzmitteln dauerhaft die Alarmanlage „Schmerz“ auszuschalten, wird er von seinen Patienten meist auch noch weiter empfohlen.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang die spezielle Schmerzmittelverordnung: Wegen der reduzierten psychischen Verfassung des Patienten wurde ihm ein codeinhaltiger "Painkiller" verschrieben. Codein besitzt keinerlei schmerzstillende Eigenschaften, seine Aufgabe ist die zweifelhafte Beeinflussung der Psyche. Codein ist Methyl-Morphin und seine Wirkung entfaltet es durch den "Umbau" zu Morphin durch den Stoffwechsel. Als Nebenwirkungen des Codeins werden u.a. äusserst schwer zu behandelnde Abhängigkeiten (Suchtgefährdung schon bei sehr niedriger Dosierung mit bekanntlich schlechteren Beeinflussungsmöglichkeiten als bei Heroinabhängigkeiten) und Verlangsamung der Darmbewegungen, also Verstopfungen genannt. Alles Gründe, warum Beimengungen von Codein zu Medikamenten neuerdings weitgehend vermieden werden.

Währe dem behandelnden Arzt die Verstopfung und die Hämorrhoiden bekannt gewesen, währen wahrscheinlich zusätzlich Abführmittel und Analzäpfchen verordnet worden. Ob aber der Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und den Fussbeschwerden erkannt und hergestellt worden wäre, ist zu bezweifeln. Das obwohl die Region des Kreuzbeins der Austrittsort des Nervus Ischiadikus ist, der mit seinen Ausläufern den Fuss erreicht.