Urlaubsandenken „Hakenwurm“

Als Prophylaxe steht dem Fernreisenden ein ganzes Spektrum an Schutzimpfungen zur Verfügung. Sehr viel häufiger als Infektionskrankheiten sind parasitäre Erkrankungen, die in Europa relativ häufig erst spät oder dort wegen der Seltenheit ihres Vorkommens kaum erkannt werden. Für ESB/APM/ORK Therapeuten ist diese Erkrankung natürlich keine Indikation. Die nachfolgende Beschreibung soll lediglich dabei helfen im Fall des Falles, sie zu erkennen und dem Patienten eine fachärztliche Behandlung zu empfehlen.

Einer der umfangreichsten Verursacher von Wurminfektionen in den Tropen und Subtropen ist der Hakenwurm. Weltweit sind über 900 Millionen Menschen betroffen, von diesen sterben bis zu 60.000 pro Jahr an der Infektion. Tropenrückkehrer (Touristen) sollen mit etwa 1% davon betroffen sein. Da eine Variante dieses Parasiten in Italien vorkommen soll, sie wurde erstmals beim Bau des Gotthardtunnels bereits 1872 entdeckt, muss u.U. der Mittelmeerraum auch zu den Verbreitungsgebieten gerechnet werden.

Der Wurm ist im Darm angesiedelt, wo das Weibchen Eier ablegt. Diese werden mit den Exkrementen in die Umwelt ausgeschieden. Die daraus schlüpfenden Larven wandern in die oberste Schicht des Bodens und warten auf einen geeigneten Wirt.

Bei Hautkontakt mit dem Menschen, meist über die Füsse bohrt sich die Larve ein und gelangt mit dem Blut in die Lunge. Von der Lunge aus wird sie in die Bronchien transportiert, wo sie ausgehustet und anschliessend abgeschluckt wird. Nach dem Abschlucken setzt sie sich im Darm fest und wird zum ausgewachsenen Wurm. Die Würmer saugen Blut an den Darmzotten.

Durch den Blutverlust hervorgerufene Anämie und weitgehende Zerstörung der Darmzotten können Leibschmerzen und Erbrechen auftreten, wobei 100 erwachsene Würmer bis zu 50 Milliliter Blut pro Tag aufnehmen können. Es treten Abgespanntheit, Müdigkeit, Bronchitis mit Atemnot, Heiserkeit, Bewusstlosigkeit, Depression und Apathie auf. Es kann zu hochgradigen allergischen Reaktionen aber auch zu Herzversagen und Tod kommen. Kinder sterben vor allem aufgrund des Blutverlustes.

Beim Abklappen der unteren Augenlider fällt als Folge des grossen Blutverlustes dort die Farblosigkeit (Blässe) auf. Die Zunge ist in ihrer ganzen Ausdehnung intensiv gerötet und hat keinerlei Belag. Dieses Zungenbild weist auf die starken Reiz- bis Entzündungsprozesse des Magen Darmtrakts hin. Sporadisch tritt Erbrechen auf, was charakteristisch für parasitäre Erkrankungen, ohne jegliche Übelkeit erfolgt.

Prophylaxe und Behandlung
Barfussgehen oder offene Sandalen sollten bei Spaziergängen und Wanderungen vermieden werden. Ein Ratschlag, der allerdings bei Aufenthalten am Strand kaum eingehalten werden kann. Hier könnten möglicherweise Menschen die den Strand als WC nutzen (besonders in Indien), sowie Strandhunde mit ihrem Kot für die Verbreitung des Infektionsmaterials sorgen. Ausser dem Tipp schnellstens nach dem Strandaufenthalt eine gründliche Reinigung der Füsse vorzunehmen, kann kaum wirksamer Rat erteilt werden. Sollten jedoch nach einigen Tagen die in der Abbildung gezeigten trocken-roten, schuppigen, nicht juckenden Veränderungen bemerkt werden, muss eine medikamentöse Behandlung durchgeführt werden. Wurmeier können im Stuhl aber erst nach 5 bis 7 Wochen mit dem Mikroskop nachgewiesen werden.

Klaus Radloff